Hinweise für Eltern

Jugendliche sind anders - manchmal.

Man sollte uns möglichst viele Informationen geben und dafür ein offenes, ehrliches Gespräch suchen. Als Eltern könnt ihr Gespräche immer wieder anbieten, solltet aber auch akzeptieren, wenn wir uns anfangs zurückziehen und zunächst auf Distanz gehen, auch wenn das erstmal etwas komisch rüberkommt. Und glaubt nicht, nur weil ein paar Wochen oder Monate vergangen sind, dass wir dann nicht doch noch plötzlich alles wissen wollen / müssen. Wir haben mal ein paar Punkte zusammengefasst, von denen wir glauben, dass sie Eltern etwas mehr Verständnis bringen.

 

Wahrheit oder nicht? 

Jugendliche brauchen Wahrheit - auch weil wir selbst mitten drin stecken im Erleben einer Welt, die uns mit zunehmenden Alter nicht vertrauter, sondern fremder wird. Orientierung ist wichtig. Ihr dürft uns nicht belügen. Brustkrebs ist eine Krankheit, die auch tödlich sein kann. Wir müssen das wissen und ihr dürft uns das nicht verschweigen! Denn wenn ihr uns glauben macht, dass alles gut wird und es dann doch anders kommt, bleibt zu der Leere noch das Gefühl der fehlenden Aufrichtigkeit. Wir wissen, dass dies für manche Jugendliche ganz furchtbar ist.

 

Wer ist schuld?

Natürlich können wir mit Abstand erfassen, dass nicht wir an der Krankheit unserer Mutter schuld sind. Aber gerade am Beginn der Jugendzeit ist uns dies nicht immer so klar. Oft denken wir da noch, wir können mit unserem Handeln in der Welt sehr viel oder gar alles bewegen und haben vielleicht sogar die Macht, einen Menschen zu heilen. Wenn die Mutter dann schwerkrank wird, machen wir uns Vorwürfe, nicht gut genug gewesen zu sein. Auch kann die Erkenntnis der eigenen Schwäche in einer solch dramatischen Familiensituation zu einer schlimmen Verzweiflung führen. Sprecht die Schuldfrage bitte an, denn ob wir es wahrhaben wollen oder nicht, unbewusst beschäftigen sich viele Jugendliche damit. Brustkrebs kann viele Ursachen haben, aber wir Jugendlichen, wir Kinder, können sicher nichts dafür.

 

Schule / Ausbildung

Soweit ihr als Eltern noch die Möglichkeit habt, solltet ihr die Lehrer der Schule oder Ausbilder im Betrieb, die eure Kinder betreuen, über die Krebserkrankung informieren. Denn auch wenn wir selbst glauben, alles im Griff zu haben, merkt unserer Umfeld sehr schnell, dass etwas nicht stimmt. Vielleicht reagieren wir plötzlich völlig anders, als man das bisher von uns gewohnt ist, oftmals auch angriffslustig, weil wir nicht wollen, dass man uns unsere innere Stimmung anmerkt. Hier kann es hilfreich sein, wenn in Schule oder Betrieb jemand Bescheid weiß.

 

Mitschüler / Freunde / Bekannte

Selten lässt es sich vermeiden, dass Mitschüler, Freunde und Bekannte mitbekommen, dass die eigene Mutter schwer erkrankt ist. Ihr solltet dringend mit uns klären, was und wieviel wir über die Erkrankung erzählen dürfen. Was vielleicht besser in der Familie bleibt, aber was auch alle anderen wissen dürfen. Denn alles, was ihr als Eltern mit anderen Erwachsenen besprecht, solltet ihr uns auch sagen und klar machen, dass auch wir darüber reden dürfen. Wir erfahren immer wieder, dass plötzlich Mitschüler oder Freunde komische Bemerkungen machen, da die eigenen Eltern mit den Eltern dieser Jugendlichen schon gesprochen haben und wir nichts davon wissen. Das ist ganz komisch, es kann auch sehr verletzen.

 

Scham 

Bitte habt Verständnis, dass manche Jugendlichen sich wegen des veränderten Aussehens der Mutter auch mal schämen. Das ist normal und legt sich vor allem dann schnell, wenn es in der eigenen Familie nicht in’s Lächerliche gezogen wird. Also ihr verändert euch, gut, das ist nicht immer einfach. Aber wir wollen dann der Tatsache doch fest ins Auge blicken und es nicht beiläufig, fast heruntergespielt, mitbekommen. Wenn wir erfahren, dass ihr selbst unsicher seid, setzt das bei vielen von uns einen ganz anderen Willen frei und vielleicht schaffen wir es dann gemeinsam, einfach besser mit der Veränderung umzugehen und der Umwelt gemeinsam die Stirn zu bieten.

 

Gefühl von Überforderung

Die Situation ist sicherlich nicht nur für ihr Kind neu und beängstigend, sondern auch für Sie. Wenn Sie sich mit der Situation oder dem Verhalten ihres Kindes/ ihrer Kinder überfordert fühlen, ist es kein Versagen, wenn Sie sich Hilfe und Unterstützung von Außerhalb holen. Zum Beispiel im Sinne von Beratungsgesprächen. Dies bedarf sehr viel Mut und Stärke, die Sie besitzen, denn Sie lieben ihr Kind und möchten ihm so gut es geht helfen.