Fragen zu Gefühlen in der Trauer

Das Gefühl der Leere gehört zur Trauer. Die Traurigkeit ist auch nicht die ganze Zeit gleich stark ausgeprägt, das kann von Stunde zu Stunde, von Tag zu Tag anders aussehen. Du musst auch gar nicht immer traurig sein. Zur Verarbeitung gehören auch zunehmend Stunden und Tage, in denen du dich an etwas freuen und wieder lachen kannst.

Die (körperlichen) Symptome der Trauer sind im Teil „Grundsätzliches“ aufgeführt. Wichtig ist, dass du dir vor Augen führst, dass diese Symptome auftreten können, nicht müssen!
Jeder erlebt das anders und auch unterschiedlich stark ausgeprägt.

Trauer ist ein sehr starkes, unangenehmes Gefühl, das auch mit zum Teil ausgeprägten seelischen und körperlichen Symptomen einhergeht. Der Kummer kann uns regelrecht den Atem rauben und uns völlig erschöpfen. Aber Trauern zu können ist wichtig – wenn wir das nicht könnten, könnten wir auch nicht Lieben, keine Bindungen eingehen. Es wäre uns quasi alles gleichgültig. Trauern heißt, auf einen Verlust zu reagieren. Und das schmerzt. Und das kostet Kraft.

Ja! Auch diese starken Gefühle werden mit der Zeit weniger belastend. Die Zeiträume, in denen es dir besser geht, werden größer. Die Trauer selbst wir nie ganz vorbei sein – es wird immer bestimmte Tage geben, an denen die Traurigkeit (kurz und nicht so belastend wie zu Anfang nach dem Verlust) wieder hervorkommt, zum Beispiel Geburtstage oder der Todestag. Das sind bittersüße Zeiten mit schönen Erinnerungen.

Wir Menschen entwickeln unterschiedliche Strategien, um mit der Trauer umzugehen. Lernen ist
hier bedingt möglich, indem wir uns zum Beispiel von anderen, die auch einen Verlust erlitten haben, erzählen lassen, wie sie damit umgegangen sind. Das kann aber nur eine Erweiterung der
eigenen Sicht sein – auf keinen Fall ein Leitfaden. Jeder trauert anders. Dazu gehört auch, Unterschiedliches auszuprobieren und zu schauen, was für einen persönlich passt. Schaut mal unter dem Kapitel: „Was mir gut tut und was mir nicht gut tut.“ Manchmal können auch Bücher, in denen Menschen ihre Erfahrung und ihren Umgang mit Trauer beschreiben, unterstützen. Auch das unter dem Gesichtspunkt, wie andere mit Trauer umgehen ... vielleicht ist etwas dabei, was hilft.

Wir lernen Trauern auch durch Erfahrung. Das heißt bei einem erneuten Verlust können wir darauf zurückgreifen, was uns schon einmal geholfen und gutgetan hat. Das muss gar nicht der Tod eines geliebten Menschen sein. Vielleicht ist euch schon einmal ein Haustier gestorben. Was habt ihr da getan, um mit der Trauer umgehen zu können? Oder bei Liebeskummer? Oder eine Freundin ist weggezogen und ihr könnt sie nicht mehr oder nur extrem selten treffen? All das sind Verlusterfahrungen, die Trauer auslösen können. Und in all diesen Situationen habt ihr Verschiedenes ausprobiert, um damit klar zu kommen. Was war am hilfreichsten?

Du brauchst Zeit! Trauer braucht Zeit.
Hilfreich ist es, wenn du in der Familie oder im Freundeskreis Menschen hast, denen du dich anvertrauen kannst. Sprich darüber, wie es dir geht. Du musst nicht dauernd darüber reden und auch den Zeitpunkt, wann es geht, bestimmst du. Aber vergrab es nicht in dir.

Sorge gut für dich und deinen Körper! Du brauchst viel Kraft in dieser Zeit.

  • Geh an die frische Luft – und wenn es erstmal nur eine halbe Stunde täglich ist. Das aber regelmäßig.
  • Mach deinen Sport weiter oder fange mit etwas an, was dir Spaß machen könnte. Trauern ist eine hohe Stressbelastung und Sport hilft unserem Körper dabei, diesen Stress abzubauen.
  • Versuche regelmäßig und möglichst auch gesund zu essen.

Manchmal kann es ganz sinnvoll sein, sich bewusst abzulenken. Sich quasi eine Pause von der Trauer zu nehmen. Das kann für eine kurze Zeit sein, zum Beispiel ein Kinobesuch, ein schönes Essen, ein Besuch bei einer Freundin etc.

Eine Methode, damit die Ablenkung auch funktioniert, ist, in Gedanken quasi mit eurer Trauer zu sprechen: „Ich weiß, dass du da bist, meine Trauer. Ich weiß, dass du Aufmerksamkeit und Raum brauchst. Aber jetzt brauche ich etwas Zeit, um Kraft zu schöpfen. Später widme ich mich dir wieder.“

Klingt komisch? Ja, aber versucht es mal. Das ist mit bewusst gemeint. Anerkennen, dass die Trauer da ist, ihr aber jetzt im Moment keinen Raum geben. Das erlebt unsere Psyche anders, als wenn wir nur versuchen, das Gefühl wegzudrängen. Habt ihr schon mal versucht, einen Ball unter Wasser zu drücken? Und was ist passiert? Genau, er springt mit hoher Kraft aus dem Wasser. So geht das mit Gefühlen, die wir versuchen zu unterdrücken.

Die oben beschriebene Methode ist eher ein Verhandeln mit der Aussage:
„Du bekommst schon deine Zeit.“
Mag sein, dass es nicht beim ersten Mal hundertprozentig klappt, aber es klappt!