Erfahrungsberichte

Hier findest du verschiedene Texte, Berichte und Geschichten wie wir Pink Kids und andere Angehörige die Zeit während und nach der Erkrankung erlebt haben. Welche Gefühle, Gedanken und Ängst einen fast automatisch begleiten. Durch diese ganz persönlichen Geschichten wollen wir dir Mut machen. Sei mutig und stark, du bist nicht alleine!

Es ist nicht schwarz oder weiß, nicht Leben oder Tod. Es ist irgendwo zwischen Angst und Hoffnung, zwischen Lachen und Weinen, zwischen stark sein und Schwäche zeigen dürfen, zwischen „ich will mein eigenes Leben leben“ und „ich will für Dich da sein“.

Und die sich immer stellende Frage: Warum?

Warum jetzt? Warum sie? Warum (in unserem Fall) schon wieder?

Ich glaube vielen geht es ähnlich, bis man nicht selber betroffen ist, ist es nur das Wort, das man kennt, mit dem man blasse, haarlose, schwache Menschen verbindet, die vielleicht noch an einer Sauerstoffflasche hängen (ja auch das kann es sein, muss es aber wirklich nicht).

Und dann ganz plötzlich ist es bei einem selber angekommen: Mama hat Krebs.

Es war mein 19ter Geburtstag, als die Erstdiagnose kam.

Meine Eltern haben es mir an dem Tag nicht gesagt und ich war etwas eingeschnappt, dass beide so bedrückte Laune hatten und mich nicht feierten, wie ich es mir wünschte...

Ja was soll ich sagen, dann ging es los. Das volle Programm: Zig OPs, Chemo, Bestrahlung, Anti-Hormon-Therapie.

Das ganze sagt sich jetzt so schnell und einfach, aber das war es wirklich nicht.

Ständige auf und abs, sowohl gesundheitlich wie auch psychisch, Haare ab, Perücke auf.

Zwischen Intensivstation und Schlafzimmerbett, zwischen Psychoonkologen und Weinen auf dem Badezimmerboden. Und als ständiger Begleiter die Angst.

Irgendwann war die Prozedur zum größten Teil geschafft, aber die Angst, dass es wiederkommt, blieb.

In der Zwischenzeit hatte es auch meinen Vater erwischt.

Nichts hätte mir zwei Dinge deutlicher machen können:

1. Krebs ist nicht gleich Krebs.

2. Genauso unterschiedlich, wie die Diagnosen, genauso unterschiedlich ist auch die Art und Weise damit umzugehen.

Und auch das ist in Ordnung, auch hier gibt es wieder kein schwarz und weiß, kein richtig, oder falsch.

Es waren 2 Tage vor meinem 22. Geburtstag, als meine Mutter die Nachricht bekam:

Es ist wieder da.

Anders & schlimmer. Tumor in der Brust, Hautmetastasen (VERDAMMT NOCHMAL ÜBERALL) und Verdacht auf Knochenmetastasen.

Trotzdem die genaue Diagnose irgendwie unklar, und noch viel unklarer die Prognose.

 

Ich ziehe dennoch aus und stehe wieder zwischen „eigenem Leben“ und „ich will für Dich da sein“.

Sie nimmt es dieses Mal anders auf, sie kennt es schließlich schon. Was nicht heißt, dass es einfacher ist.

Tausend verschiedene Ärzte sagen tausend verschiedene Dinge und probieren tausend verschiedene Methoden aus.

Schließlich landet sie in einer Studie in Heidelberg.

Auch hier wird wieder viel probiert, untypische Mittel, die nicht anschlagen.

Und da stehen wir nun, Heidelberg hat sich mittlerweile für eine Chemo entschieden (mal wieder).

Diese Chemo soll sie bis zum Ende bekommen. Doch wann das Ende ist, das sagt einem keiner.

 

 

Dass ich ausgezogen bin hat uns gut getan, wir sehen uns oft, telefonieren viel, verzichten dabei (größtenteils) auf die Streitigkeiten des Alltags und konzentrieren uns auf die schönen Dinge.

Auch sie sagt, dass es ihr besser geht, seitdem ich ausgezogen bin.

 

Man lernt viel durch die ganzen Erfahrungen, die man macht.

Man lernt, dass man das Beste aus der Zeit machen sollte, die man gemeinsam hat (nicht nur bezogen auf die Eltern).

Man lernt, dass viele Dinge, über die man sich früher aufgeregt hat, doch im Endeffekt kleine, nichtige Probleme sind.

Man lernt auf seine ganz eigene Art mit Trauer und Angst umzugehen, die andere vielleicht nicht verstehen.

Man lernt, dass manche Freunde nicht verstehen, warum man auch viel glücklich ist und viel lacht, obwohl die Eltern krank sind.

Man lernt, welchen Freunden man sich anvertraut, welche versuchen einen zu verstehen aber für mich hat sich im Endeffekt gezeigt, dass einen doch nur diejenigen wirklich verstehen können, die das ganze selbst durchgemacht haben.

 

Deswegen bin ich ein Pink Kid, um für andere in ähnlichen Situationen eine Hilfe zu sein.

Es ist nicht schwarz oder weiß, nicht Leben oder Tod. Es ist irgendwo zwischen Angst und Hoffnung, zwischen Lachen und Weinen, zwischen stark sein und Schwäche zeigen dürfen, zwischen „ich will mein eigenes Leben leben“ und „ich will für Dich da sein“.

Und die sich immer stellende Frage: Warum?

Warum jetzt? Warum sie? Warum (in unserem Fall) schon wieder?

Ich glaube vielen geht es ähnlich, bis man nicht selber betroffen ist, ist es nur das Wort, das man kennt, mit dem man blasse, haarlose, schwache Menschen verbindet, die vielleicht noch an einer Sauerstoffflasche hängen (ja auch das kann es sein, muss es aber wirklich nicht).

Und dann ganz plötzlich ist es bei einem selber angekommen: Mama hat Krebs.

Es war mein 19ter Geburtstag, als die Erstdiagnose kam.

Meine Eltern haben es mir an dem Tag nicht gesagt und ich war etwas eingeschnappt, dass beide so bedrückte Laune hatten und mich nicht feierten, wie ich es mir wünschte...

Ja was soll ich sagen, dann ging es los. Das volle Programm: Zig OPs, Chemo, Bestrahlung, Anti-Hormon-Therapie.

Das ganze sagt sich jetzt so schnell und einfach, aber das war es wirklich nicht.

Ständige auf und abs, sowohl gesundheitlich wie auch psychisch, Haare ab, Perücke auf.

Zwischen Intensivstation und Schlafzimmerbett, zwischen Psychoonkologen und Weinen auf dem Badezimmerboden. Und als ständiger Begleiter die Angst.

Irgendwann war die Prozedur zum größten Teil geschafft, aber die Angst, dass es wiederkommt, blieb.

In der Zwischenzeit hatte es auch meinen Vater erwischt.

Nichts hätte mir zwei Dinge deutlicher machen können:

1. Krebs ist nicht gleich Krebs.

2. Genauso unterschiedlich, wie die Diagnosen, genauso unterschiedlich ist auch die Art und Weise damit umzugehen.

Und auch das ist in Ordnung, auch hier gibt es wieder kein schwarz und weiß, kein richtig, oder falsch.

Es waren 2 Tage vor meinem 22. Geburtstag, als meine Mutter die Nachricht bekam:

Es ist wieder da.

Anders & schlimmer. Tumor in der Brust, Hautmetastasen (VERDAMMT NOCHMAL ÜBERALL) und Verdacht auf Knochenmetastasen.

Trotzdem die genaue Diagnose irgendwie unklar, und noch viel unklarer die Prognose.

 

Ich ziehe dennoch aus und stehe wieder zwischen „eigenem Leben“ und „ich will für Dich da sein“.

Sie nimmt es dieses Mal anders auf, sie kennt es schließlich schon. Was nicht heißt, dass es einfacher ist.

Tausend verschiedene Ärzte sagen tausend verschiedene Dinge und probieren tausend verschiedene Methoden aus.

Schließlich landet sie in einer Studie in Heidelberg.

Auch hier wird wieder viel probiert, untypische Mittel, die nicht anschlagen.

Und da stehen wir nun, Heidelberg hat sich mittlerweile für eine Chemo entschieden (mal wieder).

Diese Chemo soll sie bis zum Ende bekommen. Doch wann das Ende ist, das sagt einem keiner.

 

 

Dass ich ausgezogen bin hat uns gut getan, wir sehen uns oft, telefonieren viel, verzichten dabei (größtenteils) auf die Streitigkeiten des Alltags und konzentrieren uns auf die schönen Dinge.

Auch sie sagt, dass es ihr besser geht, seitdem ich ausgezogen bin.

 

Man lernt viel durch die ganzen Erfahrungen, die man macht.

Man lernt, dass man das Beste aus der Zeit machen sollte, die man gemeinsam hat (nicht nur bezogen auf die Eltern).

Man lernt, dass viele Dinge, über die man sich früher aufgeregt hat, doch im Endeffekt kleine, nichtige Probleme sind.

Man lernt auf seine ganz eigene Art mit Trauer und Angst umzugehen, die andere vielleicht nicht verstehen.

Man lernt, dass manche Freunde nicht verstehen, warum man auch viel glücklich ist und viel lacht, obwohl die Eltern krank sind.

Man lernt, welchen Freunden man sich anvertraut, welche versuchen einen zu verstehen aber für mich hat sich im Endeffekt gezeigt, dass einen doch nur diejenigen wirklich verstehen können, die das ganze selbst durchgemacht haben.

 

Deswegen bin ich ein Pink Kid, um für andere in ähnlichen Situationen eine Hilfe zu sein.

Teil I - Meine erste Begegnung mit der Trauer

Das aller erste Mal spürte ich das Gefühl des Trauerns als ich realisierte, dass meine Mama aufgehört hatte zu atmen. Das war am 9.5.2014 gegen 10 Uhr. Obwohl meine Mama als unheilbar galt, da ihre Brustkrebserkrankung bereits zum zweiten Mal ausgebrochen war und sich bereits Metastasen in Lunge und Knochen gebildet hatten, die die Ärzte mit Chemotherapie versuchten im Zaum zu halten, riss mir der Anblick meiner sterbenden Mutter den Boden unter den Füßen weg. Ihr Brustkorb hebte und senkte sich nicht mehr, irgendetwas schien ihr zu fehlen. Panisch rannte ich aus dem Zimmer und suchte auf dem langen, nicht enden wollenden Krankenhausflur nach Hilfe, bis meine Hoffnung auf Besserung mit den Worten des Chefarztes: „Ihre Mutter stirbt gerade", für immer erlosch. Ich begann zu weinen, niemand schien mich beruhigen zu können. Es war als riss mir jemand mein Herz aus meiner Brust. Ich atmete immer schneller und kürzer, ich schrie, ich weinte. Es stach in meine Brust, ich bekam kaum noch Luft. So einen Schmerz hatte ich noch nie zuvor gefühlt. Ich bekam ein Medikament zur Beruhigung. Dann durfte ich mich ein letztes Mal von meiner Mama verabschieden. Gemeinsam mit meiner Oma ging ich zurück zu ihr. Eine Kerze war aufgestellt und sie hielt eine Rose in ihren Händen. Ihr Mund war nun geschlossen. Sie wirkte gelöst. Ich setze mich rechts neben sie, dort wo vor ein paar Minuten noch die Maschinen liefen, die sie am Leben erhalten hatten. Ich weinte noch immer, strich ihr über ihren Unterarm und sagte dann:" Ich wollte ihr doch noch so viel sagen!" Ich realisierte, dass ich nun nie wieder die Möglichkeit haben werde mit ihr zu sprechen, ihre Stimme zu hören, mir ihre Meinung einzuholen, sie um Rat zu fragen. Diese Erkenntnis versetzte mir erneut einen Stich ins Herz. Oma ermutigte mich meiner Mama all die Dinge zu sagen, die ich ihr noch sagen wollte. Wir saßen weit über eine Stunde noch bei ihr am Bett. Es fühlte sich ewig an. Ich legte meinen Kopf ein letztes Mal auf ihre Brust, bevor ich das Zimmer verließ.
Der Tag zog an mir vorbei. Es war ein Freitag. Am späten Nachmittag suchten wir den Platz aus an dem sie nun liegen würde, den Sarg sowie Kopfkissen und Blumenschmuck. Ich funktionierte, ich wollte doch, dass es so werden würde wie sie es sich gewünscht hätte. Am Abend saß ich mit meinem Papa zusammen und suchte Musik für die Trauerfeier aus, die meine Mama gerne hörte. Wir weinten. Alles erinnerte uns an sie.
Am nächsten Morgen weckte mich das Schluchzen von Papa. Meine 11 Jahre junge Schwester und ich setzten uns zu ihm. Da waren wir nun. Allein gelassen - Das was von unserer Familie noch übriggeblieben war. Die Lücke, die meine Mama hinterlassen hatte, zeigte sich in diesem Moment zum ersten Mal. Ich hatte Angst. Angst vor der Zukunft. Angst vor der Beerdigung. Angst vor dem Alltag mit einem alleinerziehenden Papa. Ich hatte vor Allem Angst. Vor allem davor noch einmal jemanden zu verlieren. Nie wieder lachen zu können. Meine Mama zu vergessen. Den Schmerz nie weniger zu spüren wie in diesem Augenblick.
Ich vermisste meine Mama unendlich doll. Ich wusste sie hatte es nie so gewollt und es machte mich traurig. Ich konnte mir nicht vorstellen sie nie wieder sehen zu können. Jeden Morgen fortan an dem ich aufstand lief ich runter ins Wohnzimmer wo sie sonst immer schlief und rief nach ihr. Ich bekam keine Antwort. Jeden Morgen erneut musste ich schmerzlich realisieren, dass sie gegangen war. Wenn ich etwas für mich wichtiges Erlebte dachte ich: „Das muss ich unbedingt Mama erzählen!" bis mich schnell die Realität einholte. Als ich nach einigen Wochen wieder zur Schule ging, lief mir mein Kursleiter über den Weg. Er wirkte distanziert auf mich, schaute mich mitleidig an, fragte mich nach meinem Befinden und sagte dann: „Die Trauer ist doch jetzt überwunden, ne? Das Leben geht weiter. Immer nach vorne schauen. „Ich muss ihn wahrscheinlich vollkommen verwirrt angestarrt haben. Wie kann er von Überwindung sprechen? Ich kann meinen Gefühlszustand noch immer nicht einordnen. Ich fühle mich noch immer wie gelähmt von dem Schmerz, der mich ausfüllt. Trauer? Was ist das? Wie trauert man eigentlich (richtig)? Ich hatte noch nicht einmal realisiert, dass meine Mama für immer aus meinem Leben gegangen war, wie kann er da von überwundener Trauer sprechen? Wut kam in mir auf. Ich beschloss um meine Mama zu trauern. Gleichzeitig fühlte ich, dass dieser Prozess wohl nie abgeschlossen sein würde. Denn ich liebe meine Mama nun mal. Und Liebe vergeht nie.

Teil I - Meine erste Begegnung mit der Trauer

Das aller erste Mal spürte ich das Gefühl des Trauerns als ich realisierte, dass meine Mama aufgehört hatte zu atmen. Das war am 9.5.2014 gegen 10 Uhr. Obwohl meine Mama als unheilbar galt, da ihre Brustkrebserkrankung bereits zum zweiten Mal ausgebrochen war und sich bereits Metastasen in Lunge und Knochen gebildet hatten, die die Ärzte mit Chemotherapie versuchten im Zaum zu halten, riss mir der Anblick meiner sterbenden Mutter den Boden unter den Füßen weg. Ihr Brustkorb hebte und senkte sich nicht mehr, irgendetwas schien ihr zu fehlen. Panisch rannte ich aus dem Zimmer und suchte auf dem langen, nicht enden wollenden Krankenhausflur nach Hilfe, bis meine Hoffnung auf Besserung mit den Worten des Chefarztes: „Ihre Mutter stirbt gerade", für immer erlosch. Ich begann zu weinen, niemand schien mich beruhigen zu können. Es war als riss mir jemand mein Herz aus meiner Brust. Ich atmete immer schneller und kürzer, ich schrie, ich weinte. Es stach in meine Brust, ich bekam kaum noch Luft. So einen Schmerz hatte ich noch nie zuvor gefühlt. Ich bekam ein Medikament zur Beruhigung. Dann durfte ich mich ein letztes Mal von meiner Mama verabschieden. Gemeinsam mit meiner Oma ging ich zurück zu ihr. Eine Kerze war aufgestellt und sie hielt eine Rose in ihren Händen. Ihr Mund war nun geschlossen. Sie wirkte gelöst. Ich setze mich rechts neben sie, dort wo vor ein paar Minuten noch die Maschinen liefen, die sie am Leben erhalten hatten. Ich weinte noch immer, strich ihr über ihren Unterarm und sagte dann:" Ich wollte ihr doch noch so viel sagen!" Ich realisierte, dass ich nun nie wieder die Möglichkeit haben werde mit ihr zu sprechen, ihre Stimme zu hören, mir ihre Meinung einzuholen, sie um Rat zu fragen. Diese Erkenntnis versetzte mir erneut einen Stich ins Herz. Oma ermutigte mich meiner Mama all die Dinge zu sagen, die ich ihr noch sagen wollte. Wir saßen weit über eine Stunde noch bei ihr am Bett. Es fühlte sich ewig an. Ich legte meinen Kopf ein letztes Mal auf ihre Brust, bevor ich das Zimmer verließ.
Der Tag zog an mir vorbei. Es war ein Freitag. Am späten Nachmittag suchten wir den Platz aus an dem sie nun liegen würde, den Sarg sowie Kopfkissen und Blumenschmuck. Ich funktionierte, ich wollte doch, dass es so werden würde wie sie es sich gewünscht hätte. Am Abend saß ich mit meinem Papa zusammen und suchte Musik für die Trauerfeier aus, die meine Mama gerne hörte. Wir weinten. Alles erinnerte uns an sie.
Am nächsten Morgen weckte mich das Schluchzen von Papa. Meine 11 Jahre junge Schwester und ich setzten uns zu ihm. Da waren wir nun. Allein gelassen - Das was von unserer Familie noch übriggeblieben war. Die Lücke, die meine Mama hinterlassen hatte, zeigte sich in diesem Moment zum ersten Mal. Ich hatte Angst. Angst vor der Zukunft. Angst vor der Beerdigung. Angst vor dem Alltag mit einem alleinerziehenden Papa. Ich hatte vor Allem Angst. Vor allem davor noch einmal jemanden zu verlieren. Nie wieder lachen zu können. Meine Mama zu vergessen. Den Schmerz nie weniger zu spüren wie in diesem Augenblick.
Ich vermisste meine Mama unendlich doll. Ich wusste sie hatte es nie so gewollt und es machte mich traurig. Ich konnte mir nicht vorstellen sie nie wieder sehen zu können. Jeden Morgen fortan an dem ich aufstand lief ich runter ins Wohnzimmer wo sie sonst immer schlief und rief nach ihr. Ich bekam keine Antwort. Jeden Morgen erneut musste ich schmerzlich realisieren, dass sie gegangen war. Wenn ich etwas für mich wichtiges Erlebte dachte ich: „Das muss ich unbedingt Mama erzählen!" bis mich schnell die Realität einholte. Als ich nach einigen Wochen wieder zur Schule ging, lief mir mein Kursleiter über den Weg. Er wirkte distanziert auf mich, schaute mich mitleidig an, fragte mich nach meinem Befinden und sagte dann: „Die Trauer ist doch jetzt überwunden, ne? Das Leben geht weiter. Immer nach vorne schauen. „Ich muss ihn wahrscheinlich vollkommen verwirrt angestarrt haben. Wie kann er von Überwindung sprechen? Ich kann meinen Gefühlszustand noch immer nicht einordnen. Ich fühle mich noch immer wie gelähmt von dem Schmerz, der mich ausfüllt. Trauer? Was ist das? Wie trauert man eigentlich (richtig)? Ich hatte noch nicht einmal realisiert, dass meine Mama für immer aus meinem Leben gegangen war, wie kann er da von überwundener Trauer sprechen? Wut kam in mir auf. Ich beschloss um meine Mama zu trauern. Gleichzeitig fühlte ich, dass dieser Prozess wohl nie abgeschlossen sein würde. Denn ich liebe meine Mama nun mal. Und Liebe vergeht nie.

2008

Eigentlich war es ein Tag wie jeder andere. Dachte ich zumindest. Wie jeden Morgen fuhr ich mit dem Bus zur Schule und verbrachte dort den Tag. Vieles ist heute verschwommen, aber ich weiß noch, dass ich mich wunderte, wieso mein Vater mit meiner Schwester und mir an den Badesee wollte. Abends, ohne Mama und das bei Regen, merkwürdig... Wie sich herausstellte, war es doch kein Tag wie jeder andere. Papa erzählte uns, dass unsere Mama einen Tumor in der Brust hat. Bei Tumor klingelten sofort die Alarmglocken, hatten wir doch ein paar Jahre zuvor unsere Oma an einen Gehirntumor verloren. Papa erklärte uns, dass wir uns erstmal keine zu großen Sorgen machen sollten, es gäbe eine gute Chance auf Heilung. Auf dem Plan für die nächsten Wochen und Monate stand erst eine OP, dann Chemo und hinterher Bestrahlung. Erstmal nicht zu große Sorgen? Wie denn bitte das? Unsere Mutter hat Krebs, nicht irgendeinen Infekt. Wir fuhren nach Hause und ich hatte keine Ahnung, wie ich in diesem Moment mit Mama umgehen sollte, so groß die Angst war, wir sollten sie doch besser unterstützen, sie hat ja selbst bestimmt genug Angst vor der kommenden Zeit. Wie genau der Abend weiter verlaufen ist kann ich heute nichtmehr genau sagen, 10 Jahre später verblassen manche Erinnerungen einfach. Was ich aber weiß, ich brauchte Zeit für mich und eine außenstehende Person. Ich verzog mich in mein Zimmer, nur wirre Gedanken im Kopf und rief meine beste Freundin an. Erzählte ihr alles. Ich wollte keinen Ratschlag, keinen Mitleid, ich wollte es einfach erzählen, es mir von der Seele reden. Ich wollte, dass sie am nächsten Morgen im Schulbus schon Bescheid weiß, wieso meine Laune nicht gut ist und ich es nicht dann erst erklären muss. Und es tat gut, klar es änderte nichts an der Situation, aber es war gut darüber zu reden, es war gut es genau ihr erzählen zu können. 

Ein paar Tage später, Mama kommt ins Krankenhaus, unser Alltag geht für Unwissende normal weiter, wir müssen in die Schule. Nach der Schule ist der Besuch im Krankenhaus geplant und wie soll es anders sein? In der Schule aufpassen? Daran ist nicht zu denken, die Gedanken sind nur bei Mama. Geht alles gut, können sie alles entfernen, was sagen die Ärzte nach der OP? Was für ein Stein fiel mir vom Herzen, als Papa nach der Schule erzählte, es geht ihr gut und wir fahren jetzt zu ihr. 

Noch einige Tage später, durfte Mama aus dem Krankenhaus nach Hause und musste fortan nur für die Chemo ins Krankenhaus. Davon bekam ich nicht so viel mit, für uns ging der Alltag weiter seinen Gang. Schule, Gitarrenunterricht, Basketball, alles ging weiter, auch wenn die Gedanken meistens nicht ganz bei der Sache waren. Die Chemo machte Mama etwas schlapp und brachte auch bei Mama nach und nach einen kahlen Kopf mit sich. Im Wissen, dass auch die ausfallenden Haare ein Zeichen ihres Kampfes gegen den Krebs waren, kam ich erstaunlicherweise viel besser damit klar, als ich es selbst erwartet hatte. 

Sehr im Gedächtnis ist mir der Wandel zu Hause geblieben. Sonst war Papa viel arbeiten, wir waren viel zu Hause mit Mama. Sie machte den Haushalt mehr oder minder alleine. Klar wir räumten mal die Spülmaschine ein oder aus, deckten den Tisch, oder holten Wäsche aus der Waschmaschine, aber das war es dann auch. Jetzt mussten wir feststellen, wie viele Aufgaben Mama eigentlich täglich bewältigte. Diese fielen nun auf uns drei zurück. Zum Glück konnte Papa viel zu Hause bleiben und meine Tante war eine große Hilfe in dieser schweren Zeit. Irgendwann spielte sich alles ziemlich gut ein, sodass es irgendwie alles zur Normalität zurückkehrte. Eine neue Art der Normalität, in der ich abends mit Mama ins Krankenhaus fuhr und dort im Wartebereich vor dem Bestrahlungsraum für die Schule lernte. Die Prioritäten änderten sich, das Basketballtraining war dann nichtmehr so wichtig. Mir war es wichtiger, dass Mama nicht alleine zur Bestrahlung fahren muss. Das alles war für sie schon schwer genug, ich wollte ihr eine Stütze sein und einfach für sie da sein.

10 Jahre später, im Jahr 2018

Meine Mama gilt seit vielen Jahren als krebsfrei. Viele Erinnerungen an damals sind nichtmehr ganz präsent. Manchmal vergisst man fast, dass da mal was war. 

Heute bin ich 25 Jahre alt, selbst frischgebackene Mutter und genau da wird es einem doch wieder bewusst. Wir hatten riesiges Glück, dass meine Mutter den Brustkrebs besiegt hat. Dass meine Schwester und ich sie heute noch um uns haben, meine Tochter noch ihre Oma hat. Das alles ist nicht selbstverständlich. Viele Andere haben dieses Glück nicht. 

Inwiefern die Krankheit meiner Mama mein Leben beeinflusst hat? Ich HASSE Krankenhäuser, am liebsten würde ich direkt an der Tür wieder umkehren, leider geht das manchmal nicht. 

Wenn meine Mutter heute darüber redet, dass sie zur Kontrolle beim Arzt war, blitzt für eine kurzen Moment immer wieder die Angst auf, es könnte irgendetwas nicht stimmen. Aber sonst? Eigentlich ist alles mittlerweile wieder normal. Ich wohne nichtmehr zu Hause, bin in eine andere Stadt gezogen, habe meine eigene kleine Familie und bin froh, wenn wir am Wochenende "Oma und Opa" besuchen fahren.

2008

Eigentlich war es ein Tag wie jeder andere. Dachte ich zumindest. Wie jeden Morgen fuhr ich mit dem Bus zur Schule und verbrachte dort den Tag. Vieles ist heute verschwommen, aber ich weiß noch, dass ich mich wunderte, wieso mein Vater mit meiner Schwester und mir an den Badesee wollte. Abends, ohne Mama und das bei Regen, merkwürdig... Wie sich herausstellte, war es doch kein Tag wie jeder andere. Papa erzählte uns, dass unsere Mama einen Tumor in der Brust hat. Bei Tumor klingelten sofort die Alarmglocken, hatten wir doch ein paar Jahre zuvor unsere Oma an einen Gehirntumor verloren. Papa erklärte uns, dass wir uns erstmal keine zu großen Sorgen machen sollten, es gäbe eine gute Chance auf Heilung. Auf dem Plan für die nächsten Wochen und Monate stand erst eine OP, dann Chemo und hinterher Bestrahlung. Erstmal nicht zu große Sorgen? Wie denn bitte das? Unsere Mutter hat Krebs, nicht irgendeinen Infekt. Wir fuhren nach Hause und ich hatte keine Ahnung, wie ich in diesem Moment mit Mama umgehen sollte, so groß die Angst war, wir sollten sie doch besser unterstützen, sie hat ja selbst bestimmt genug Angst vor der kommenden Zeit. Wie genau der Abend weiter verlaufen ist kann ich heute nichtmehr genau sagen, 10 Jahre später verblassen manche Erinnerungen einfach. Was ich aber weiß, ich brauchte Zeit für mich und eine außenstehende Person. Ich verzog mich in mein Zimmer, nur wirre Gedanken im Kopf und rief meine beste Freundin an. Erzählte ihr alles. Ich wollte keinen Ratschlag, keinen Mitleid, ich wollte es einfach erzählen, es mir von der Seele reden. Ich wollte, dass sie am nächsten Morgen im Schulbus schon Bescheid weiß, wieso meine Laune nicht gut ist und ich es nicht dann erst erklären muss. Und es tat gut, klar es änderte nichts an der Situation, aber es war gut darüber zu reden, es war gut es genau ihr erzählen zu können. 

Ein paar Tage später, Mama kommt ins Krankenhaus, unser Alltag geht für Unwissende normal weiter, wir müssen in die Schule. Nach der Schule ist der Besuch im Krankenhaus geplant und wie soll es anders sein? In der Schule aufpassen? Daran ist nicht zu denken, die Gedanken sind nur bei Mama. Geht alles gut, können sie alles entfernen, was sagen die Ärzte nach der OP? Was für ein Stein fiel mir vom Herzen, als Papa nach der Schule erzählte, es geht ihr gut und wir fahren jetzt zu ihr. 

Noch einige Tage später, durfte Mama aus dem Krankenhaus nach Hause und musste fortan nur für die Chemo ins Krankenhaus. Davon bekam ich nicht so viel mit, für uns ging der Alltag weiter seinen Gang. Schule, Gitarrenunterricht, Basketball, alles ging weiter, auch wenn die Gedanken meistens nicht ganz bei der Sache waren. Die Chemo machte Mama etwas schlapp und brachte auch bei Mama nach und nach einen kahlen Kopf mit sich. Im Wissen, dass auch die ausfallenden Haare ein Zeichen ihres Kampfes gegen den Krebs waren, kam ich erstaunlicherweise viel besser damit klar, als ich es selbst erwartet hatte. 

Sehr im Gedächtnis ist mir der Wandel zu Hause geblieben. Sonst war Papa viel arbeiten, wir waren viel zu Hause mit Mama. Sie machte den Haushalt mehr oder minder alleine. Klar wir räumten mal die Spülmaschine ein oder aus, deckten den Tisch, oder holten Wäsche aus der Waschmaschine, aber das war es dann auch. Jetzt mussten wir feststellen, wie viele Aufgaben Mama eigentlich täglich bewältigte. Diese fielen nun auf uns drei zurück. Zum Glück konnte Papa viel zu Hause bleiben und meine Tante war eine große Hilfe in dieser schweren Zeit. Irgendwann spielte sich alles ziemlich gut ein, sodass es irgendwie alles zur Normalität zurückkehrte. Eine neue Art der Normalität, in der ich abends mit Mama ins Krankenhaus fuhr und dort im Wartebereich vor dem Bestrahlungsraum für die Schule lernte. Die Prioritäten änderten sich, das Basketballtraining war dann nichtmehr so wichtig. Mir war es wichtiger, dass Mama nicht alleine zur Bestrahlung fahren muss. Das alles war für sie schon schwer genug, ich wollte ihr eine Stütze sein und einfach für sie da sein.

10 Jahre später, im Jahr 2018

Meine Mama gilt seit vielen Jahren als krebsfrei. Viele Erinnerungen an damals sind nichtmehr ganz präsent. Manchmal vergisst man fast, dass da mal was war. 

Heute bin ich 25 Jahre alt, selbst frischgebackene Mutter und genau da wird es einem doch wieder bewusst. Wir hatten riesiges Glück, dass meine Mutter den Brustkrebs besiegt hat. Dass meine Schwester und ich sie heute noch um uns haben, meine Tochter noch ihre Oma hat. Das alles ist nicht selbstverständlich. Viele Andere haben dieses Glück nicht. 

Inwiefern die Krankheit meiner Mama mein Leben beeinflusst hat? Ich HASSE Krankenhäuser, am liebsten würde ich direkt an der Tür wieder umkehren, leider geht das manchmal nicht. 

Wenn meine Mutter heute darüber redet, dass sie zur Kontrolle beim Arzt war, blitzt für eine kurzen Moment immer wieder die Angst auf, es könnte irgendetwas nicht stimmen. Aber sonst? Eigentlich ist alles mittlerweile wieder normal. Ich wohne nichtmehr zu Hause, bin in eine andere Stadt gezogen, habe meine eigene kleine Familie und bin froh, wenn wir am Wochenende "Oma und Opa" besuchen fahren.

„Also ich könnte das ja nicht.“

Ein Satz, den ich in der schlimmen Zeit mehr als 1x gehört habe und den ich ehrlich gesagt auch nicht mehr hören möchte.

Kein Kind ist der Situation gewachsen, wenn die eigene geliebte Mama die Diagnose Brustkrebs erhält und da spielt es auch keine Rolle wie alt Du als Kind bist. Deine Mama wird immer deine Mama sein.

Und wenn du zu hören bekommst, dass ein Mensch den du von Herzen liebst und dein gesamtes Leben lang schon kennst, an Krebs erkrankt, zieht es dir unweigerlich von einer Sekunde auf die nächste den Boden unter den Füßen weg.

Ich erinnere mich noch gut an den Tag, als die Diagnose plötzlich im Raum stand und unser aller Leben veränderte. Es war ein schöner Sommertag und eigentlich war ich auf dem Weg zu meiner besten Freundin, um mit ihr ihre neue Wohnung zu streichen, als meine Mama und eine Freundin der Familie auf der Terrasse saßen. Ich wollte mich nur schnell verabschieden, da merkte ich, dass irgendwas nicht stimmte. Es war nicht meine Mama, die mir von der Veränderung erzählte, sondern unsere Nachbarin. Sie selbst hat es nicht übers Herz gebracht ihrer eigenen Tochter die Diagnose zu gestehen.

Schlagartig ist mir schlecht geworden und alle möglichen Gedanken, die ich bis dato mit der Krankheit in Verbindung gebracht hatte, schwirrten mir durch den Kopf. Denn ehrlich gesagt, ging es mir bis dahin wie sicher einem großen Teil von euch auch. Ich hatte mich nie wirklich mit der Krankheit beschäftigt, da sie bis dahin kein wirkliches Thema in unserer Familie war.

Dieses Gefühl der Hilflosigkeit, das ich in diesem Moment empfunden habe, hat mich völlig überrumpelt, sodass ich ohne etwas zu sagen, wie geplant zu meiner Freundin gefahren bin um dort erst einmal eine Runde zu heulen, anstatt wie geplant die Wohnung zu streichen.

Ich konnte in dem Moment nicht bei meiner Mama und in der angespannten Situation bleiben, weil ich nicht wusste, wie ich mich hätte verhalten sollen. Deshalb schien die Flucht für mich vorerst der beste Weg zu sein, um für mich durchzuatmen und das Geschehene ansatzweise zu realisieren.

Wir haben alle unsere Zeit gebraucht, um uns mit der neuen Situation anzufreunden (wenn man das überhaupt so nennen kann). Aber ich muss sagen, dass es ausgerechnet meine Mama war, die es geschafft hat, meinem Bruder und mir die Angst vor der bevorstehenden Zeit zu nehmen.

Wenn ich im Nachhinein an Momente oder Erlebnisse in dieser Zeit zurückdenke, sind es vor allem die Momente, in denen sie durch ihren Humor der Krankheit ihre dunkle Macht und das Düstere genommen hat. Ich weiß noch, als ich ihr die Haare abrasiert habe, schaute sie in den Spiegel, fing an zu lachen und meinte nur, wie schön es sei, dass sie keine hässliche Kopfform oder Beulen hätte. Sie hat ihr neues Leben so angenommen und die Chemo’s und zahlreichen Untersuchungen mit einer Stärke und Kraft durchgestanden, die mich nach wie vor unfassbar beeindruckt und sprachlos macht. Diese Stärke hat sie sich auch bis zum Ende nicht nehmen lassen und ich hätte mir für diesen starken Willen nichts sehnlicher gewünscht, als dass sie es geschafft hätte, den Krebs zu besiegen aber das Leben hatte leider andere Pläne für sie und somit auch für mich und meinen Bruder!

Wenn mich jetzt jemand fragt, wie ich das alles geschafft habe, kann ich ihm ehrlich gesagt keine Antwort darauf geben, denn ich weiß es einfach nicht. Von jetzt auf gleich rutscht du unfreiwillig in diese neue Lebenssituation und dein Leben wartet nicht bis du dich und alles um dich herum sortiert hast. Ich habe das alles wie in einer Art Rausch erlebt. An einige Dinge, die um mich herum passiert sind, kann ich mich gar nicht mehr wirklich erinnern, weil ich so viele Dinge zu organisieren hatte. Dafür sind andere Details wie festgebrannt in meiner Erinnerung.

Ich glaube man wird sich nie daran gewöhnen, ohne einen geliebten Menschen weiter zu leben, denn bei jedem Geburtstag, an jedem Weihnachtsfest, bei jedem noch so tollen Tag, den du erlebst, wünschst du dir, diese wunderschönen Momente mit demjenigen teilen zu können, auch wenn das niemals mehr so sein wird.

Ich für meinen Teil kann hier und jetzt nur für mich sprechen und behaupten, dass ich es jetzt, nach ca. 2 Jahren langsam schaffe etwas Gutes aus dem ganzen Geschehenen zu ziehen. Ich bin fast ein bisschen dankbar für diese Zeit, denn sie hat mich in vielem umdenken lassen und mich schneller erwachsen werden lassen, als manch anderen. Ich setze inzwischen meine Prioritäten im Leben etwas anders und weiß auf welche Menschen ich zählen kann, wenn es ernst wird, und das zu erkennen um seine wenige Zeit, die man hat nicht zu verschwenden, ist verdammt wichtig!

Das alles ändert jedoch nichts daran, dass ich meine Mama nach wie vor jeden Tag vermisse und das alles sofort und bedingungslos hergeben würde, um sie wieder bei mir zu haben.

„Also ich könnte das ja nicht.“

Ein Satz, den ich in der schlimmen Zeit mehr als 1x gehört habe und den ich ehrlich gesagt auch nicht mehr hören möchte.

Kein Kind ist der Situation gewachsen, wenn die eigene geliebte Mama die Diagnose Brustkrebs erhält und da spielt es auch keine Rolle wie alt Du als Kind bist. Deine Mama wird immer deine Mama sein.

Und wenn du zu hören bekommst, dass ein Mensch den du von Herzen liebst und dein gesamtes Leben lang schon kennst, an Krebs erkrankt, zieht es dir unweigerlich von einer Sekunde auf die nächste den Boden unter den Füßen weg.

Ich erinnere mich noch gut an den Tag, als die Diagnose plötzlich im Raum stand und unser aller Leben veränderte. Es war ein schöner Sommertag und eigentlich war ich auf dem Weg zu meiner besten Freundin, um mit ihr ihre neue Wohnung zu streichen, als meine Mama und eine Freundin der Familie auf der Terrasse saßen. Ich wollte mich nur schnell verabschieden, da merkte ich, dass irgendwas nicht stimmte. Es war nicht meine Mama, die mir von der Veränderung erzählte, sondern unsere Nachbarin. Sie selbst hat es nicht übers Herz gebracht ihrer eigenen Tochter die Diagnose zu gestehen.

Schlagartig ist mir schlecht geworden und alle möglichen Gedanken, die ich bis dato mit der Krankheit in Verbindung gebracht hatte, schwirrten mir durch den Kopf. Denn ehrlich gesagt, ging es mir bis dahin wie sicher einem großen Teil von euch auch. Ich hatte mich nie wirklich mit der Krankheit beschäftigt, da sie bis dahin kein wirkliches Thema in unserer Familie war.

Dieses Gefühl der Hilflosigkeit, das ich in diesem Moment empfunden habe, hat mich völlig überrumpelt, sodass ich ohne etwas zu sagen, wie geplant zu meiner Freundin gefahren bin um dort erst einmal eine Runde zu heulen, anstatt wie geplant die Wohnung zu streichen.

Ich konnte in dem Moment nicht bei meiner Mama und in der angespannten Situation bleiben, weil ich nicht wusste, wie ich mich hätte verhalten sollen. Deshalb schien die Flucht für mich vorerst der beste Weg zu sein, um für mich durchzuatmen und das Geschehene ansatzweise zu realisieren.

Wir haben alle unsere Zeit gebraucht, um uns mit der neuen Situation anzufreunden (wenn man das überhaupt so nennen kann). Aber ich muss sagen, dass es ausgerechnet meine Mama war, die es geschafft hat, meinem Bruder und mir die Angst vor der bevorstehenden Zeit zu nehmen.

Wenn ich im Nachhinein an Momente oder Erlebnisse in dieser Zeit zurückdenke, sind es vor allem die Momente, in denen sie durch ihren Humor der Krankheit ihre dunkle Macht und das Düstere genommen hat. Ich weiß noch, als ich ihr die Haare abrasiert habe, schaute sie in den Spiegel, fing an zu lachen und meinte nur, wie schön es sei, dass sie keine hässliche Kopfform oder Beulen hätte. Sie hat ihr neues Leben so angenommen und die Chemo’s und zahlreichen Untersuchungen mit einer Stärke und Kraft durchgestanden, die mich nach wie vor unfassbar beeindruckt und sprachlos macht. Diese Stärke hat sie sich auch bis zum Ende nicht nehmen lassen und ich hätte mir für diesen starken Willen nichts sehnlicher gewünscht, als dass sie es geschafft hätte, den Krebs zu besiegen aber das Leben hatte leider andere Pläne für sie und somit auch für mich und meinen Bruder!

Wenn mich jetzt jemand fragt, wie ich das alles geschafft habe, kann ich ihm ehrlich gesagt keine Antwort darauf geben, denn ich weiß es einfach nicht. Von jetzt auf gleich rutscht du unfreiwillig in diese neue Lebenssituation und dein Leben wartet nicht bis du dich und alles um dich herum sortiert hast. Ich habe das alles wie in einer Art Rausch erlebt. An einige Dinge, die um mich herum passiert sind, kann ich mich gar nicht mehr wirklich erinnern, weil ich so viele Dinge zu organisieren hatte. Dafür sind andere Details wie festgebrannt in meiner Erinnerung.

Ich glaube man wird sich nie daran gewöhnen, ohne einen geliebten Menschen weiter zu leben, denn bei jedem Geburtstag, an jedem Weihnachtsfest, bei jedem noch so tollen Tag, den du erlebst, wünschst du dir, diese wunderschönen Momente mit demjenigen teilen zu können, auch wenn das niemals mehr so sein wird.

Ich für meinen Teil kann hier und jetzt nur für mich sprechen und behaupten, dass ich es jetzt, nach ca. 2 Jahren langsam schaffe etwas Gutes aus dem ganzen Geschehenen zu ziehen. Ich bin fast ein bisschen dankbar für diese Zeit, denn sie hat mich in vielem umdenken lassen und mich schneller erwachsen werden lassen, als manch anderen. Ich setze inzwischen meine Prioritäten im Leben etwas anders und weiß auf welche Menschen ich zählen kann, wenn es ernst wird, und das zu erkennen um seine wenige Zeit, die man hat nicht zu verschwenden, ist verdammt wichtig!

Das alles ändert jedoch nichts daran, dass ich meine Mama nach wie vor jeden Tag vermisse und das alles sofort und bedingungslos hergeben würde, um sie wieder bei mir zu haben.

Hallo,

meine Mama erkrankte im Februar 2010 an Brustkrebs. Da die Lymphknoten betroffen waren, wurde die betroffene Brust amputiert. Es folgten Chemotherapie und Antihormonbehandlung. Glücklicherweise ist sie bis heute krebsfrei. Allerdings kämpft meine Mama täglich mit den Folgen der Chemo, wie ständiger Müdigkeit, geringerer Belastbarkeit (sie ist seit ca 5 Jahren jetzt zu Hause, da sie in ihrem Beruf nicht mehr arbeiten kann), sowie einer Erkrankung der Handwurzelknochen, die auch viele Einschränkungen mit sich bringt … so viel über meine Mama.

Zum Zeitpunkt der Brustkrebserkrankung war ich 12 Jahre alt und wurde in der Schule von meinen Mitschülern stark gemobbt. So war diese Zeit für mich besonders schrecklich, da ich in der Schule versuchte, die Probleme von zu Hause zu vergessen und umgekehrt. Lediglich einmal in der Woche beim Schwimmtraining konnte ich wirklich entspannen. Von den Schwierigkeiten in der Schule wusste sehr lange niemand etwas, da ich meine Familie nicht zusätzlich belasten wollte.

Ich habe in dieser Zeit versucht, meiner Mama möglichst viel zu helfen - im Haushalt oder aber auch indem wir gemeinsam Fahrrad fahren waren. Das war besonders schön, weil wir da beide gesehen haben, dass es ihr gut geht.

(Wahrscheinlich) durch die Erkrankung habe ich eine besonders enge Verbindung zu meiner Mama aufgebaut, so intensiv, dass ich z.B. nicht wollte, dass sie bei einem Familienausflug zu Hause bleibt, weil es ihr nicht gut geht. Ich hatte einfach nur Angst sie zu verlieren. Einige Jahre danach habe ich mich in einer Psychotherapie noch einmal mit diesem Jahr beschäftigt. Es hilft mir bis heute.

Aus heutiger Sicht würde ich sagen, dass wir alle (meint meine liebe Familie) entspannter geworden sind, und bewusster leben, leckeres Essen oder den Frühling besonders genießen.

Hallo,

meine Mama erkrankte im Februar 2010 an Brustkrebs. Da die Lymphknoten betroffen waren, wurde die betroffene Brust amputiert. Es folgten Chemotherapie und Antihormonbehandlung. Glücklicherweise ist sie bis heute krebsfrei. Allerdings kämpft meine Mama täglich mit den Folgen der Chemo, wie ständiger Müdigkeit, geringerer Belastbarkeit (sie ist seit ca 5 Jahren jetzt zu Hause, da sie in ihrem Beruf nicht mehr arbeiten kann), sowie einer Erkrankung der Handwurzelknochen, die auch viele Einschränkungen mit sich bringt … so viel über meine Mama.

Zum Zeitpunkt der Brustkrebserkrankung war ich 12 Jahre alt und wurde in der Schule von meinen Mitschülern stark gemobbt. So war diese Zeit für mich besonders schrecklich, da ich in der Schule versuchte, die Probleme von zu Hause zu vergessen und umgekehrt. Lediglich einmal in der Woche beim Schwimmtraining konnte ich wirklich entspannen. Von den Schwierigkeiten in der Schule wusste sehr lange niemand etwas, da ich meine Familie nicht zusätzlich belasten wollte.

Ich habe in dieser Zeit versucht, meiner Mama möglichst viel zu helfen - im Haushalt oder aber auch indem wir gemeinsam Fahrrad fahren waren. Das war besonders schön, weil wir da beide gesehen haben, dass es ihr gut geht.

(Wahrscheinlich) durch die Erkrankung habe ich eine besonders enge Verbindung zu meiner Mama aufgebaut, so intensiv, dass ich z.B. nicht wollte, dass sie bei einem Familienausflug zu Hause bleibt, weil es ihr nicht gut geht. Ich hatte einfach nur Angst sie zu verlieren. Einige Jahre danach habe ich mich in einer Psychotherapie noch einmal mit diesem Jahr beschäftigt. Es hilft mir bis heute.

Aus heutiger Sicht würde ich sagen, dass wir alle (meint meine liebe Familie) entspannter geworden sind, und bewusster leben, leckeres Essen oder den Frühling besonders genießen.